Menschen mit Behinderung zählen in Bezug auf Beschäftigung zu den am stärksten benachteiligten Gruppen. Derzeit gibt es in Bulgarien etwa 227.000 Menschen mit Behinderung im Alter von 18 bis 29 Jahren und mehr als 60 % von ihnen sind arbeitslos. In der Türkei gibt es 273.915 Menschen mit Behinderung und nur 15 % sind in einem Beschäftigungsverhältnis – im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von über 80 %. In Österreich gibt es rund 850.000 Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und die Erwerbsquote liegt deutlich unter dem Durchschnitt, von den 3.847.900 Menschen mit Behinderung in Spanien sind nur 11 % in einer festen Anstellung.
Einer der wichtigsten Bereiche der Europäischen Strategie für Menschen mit Behinderung 2010-2020 und der Strategie Europa 2020 beschäftigt sich damit, Menschen mit Behinderung vollen Zugang sowohl zu Bildung als auch zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. In vielen europäischen Ländern und darüber hinaus ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nach wie vor keine Realität, da geeignete und leistungsstark umgesetzte Unterstützungskonzepte fehlen.
Eine Methode, mit deren Hilfe Menschen mit Behinderung und andere benachteiligte Gruppen Zugang zu bezahlter Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erhalten und diese dauerhaft behalten können, ist der Ansatz der Unterstützten Beschäftigung (UB). Bereits das Vorgängerprojekt T-EST (LLP-LDV-TOI-12-AT-0011) bestätigte die für Menschen mit Behinderung vorteilhaften Auswirkungen dieses Ansatzes und während seiner Umsetzung konnten deutliche Qualitätsverbesserungen in Bezug auf den Zugang zum Arbeitsmarkt für diese Zielgruppen beobachtet werden. Im Rahmen dieses Prozesses stellten die Partner jedoch auch die Notwendigkeit für die Entwicklung spezieller Berufsausbildungsprogramme für die Ausbildung von Job Coaches von Menschen mit Behinderung fest – ein bisher in Europa nicht offiziell akkreditiertes Berufsbild.
Das Projekt COACH@WORK unterstützt die weitere Integration des UB-Ansatzes in Österreich und Spanien und dessen Umsetzung in neuen Ländern wie Bulgarien und der Türkei. Dort wird dieser Ansatz erstmals durch die Entwicklung eines EQAVET-Systems zur Anerkennung, Validierung und Akkreditierung der Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen der Job Coaches umgesetzt.
Die Lernergebnisse basieren auf der speziellen und einzigartigen ECVET-Ausbildung für UB-Anbieter, die folgende Bereiche abdeckt:
Sensibilisierung für das Thema Behinderung;
- Erwerb von Schlüsselkompetenzen und bereichsübergreifender Kompetenzen;
- Anwendung interaktiver Technologien und Methoden im Coachingprozess;
- Mainstreaming und Nutzung digitaler Technologien für Menschen mit Behinderung;
- Grundlagen des Ansatzes der Unterstützten Beschäftigung;
- Unterstützungsprogramm vor der Arbeitsaufnahme.
- Spezielle Schulungsunterlagen (für Menschen mit Behinderung, die auf Arbeitsuche sind) unter Berücksichtigung aller Aspekte der Arbeitssuche: Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche; Bewerbungen verfassen; Offenlegung der Behinderung; professionelles Auftreten; Analyse der Stärken und Schwächen; Zugang zu weiterer Hilfe und Ressourcen usw.;
- Methoden der Berufsberatung und des Arbeitsmarktes.
Die COACH@WORK-Ausbildung wird erstmals in Europa behördlich (NAVET) akkreditiert werden. Auf die Ausbildung folgt eine Pilotierungsphase. Außerdem wird ein Netzwerk von 54 Arbeitgebern von Menschen mit Behinderung entstehen, das eine Absichtserklärung über die weitere Verwertung der Projektergebnisse abgeben wird.
Das Projekt soll zu einem größeren Engagement des Arbeitsmarkts beitragen und arbeitslose Menschen von Erwerbsunfähigkeitsleistungen und staatlichen oder karitativen Hilfsleistungen wegbringen, indem es die volle Integration am Arbeitsplatz und berufliche Weiterentwicklung ermöglicht. Im Zuge der langfristigen Auswirkungen soll die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung, die derzeit auf dem Arbeitsmarkt inaktiv sind und geringe oder gar keine Arbeitserfahrung oder Berufsausbildung besitzen, steigen. Dies wird zu größerer Unabhängigkeit und finanzieller Sicherheit von Menschen mit Behinderung beitragen, es ihnen erlauben, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen, und letztlich die Wirtschaft verbessern. Die UB-Anbieter andererseits können im Anschluss an die offizielle Akkreditierung ihre Chancen auf eine dauerhafte Beschäftigung steigern, indem sie ihr sehr innovatives Know-how, das bisher weder national noch auf europäischer Ebene akkredidiert existiert, anbieten.
Schlüsselwörter
Unterstützte Beschäftigung – ein Konzept, um mit Menschen mit Behinderung und anderen benachteiligten Gruppen zu arbeiten, sodass diese Zugang zu bezahlter Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt erhalten und das Beschäftigungsverhältnis auch aufrechthalten können.
Job Coaches – ExpertInnen, die speziell dafür ausgebildet sind, Menschen mit Behinderung bei der Suche und der Sicherung geeigneter bezahlter Arbeitsplätze zu unterstützen.
EQAVET (Europäische Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung) – eine Gemeinschaft aus Mitgliedstaaten, Sozialpartnern und der Europäischen Kommission zur Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Verbesserung der Qualitätssicherung in der Berufsbildung.
ECVET (Europäisches Leistungspunktesystem für die berufliche Aus- und Weiterbildung) – soll im Rahmen der Mobilität und zum Zwecke des Qualifikationserwerbs die Anerkennung von Lernleistungen im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften erleichtern.
Lernziele – Feststellung davon, was Lernende nach Abschluss eines Lernprozesses wissen, verstehen und in der Lage sind zu tun; wird in Form von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen definiert.
Anerkennung von Lernergebnissen – Der Prozess der Bestätigung offiziell erbrachter Lernergebnisse durch die Zuerkennung von Einheiten oder Qualifikationen.
Validierung der Lernergebnisse – Der Prozess der Bestätigung, dass von Lernenden erzielte bestimmte bewertete Lernergebnisse den spezifischen Ergebnissen entsprechen, die für eine Einheit oder eine Qualifikation erforderlich sein können.
Beginn: 1. September 2014
Ende: 30. August 2017
Dauer: 36 Monate